Einmal ein Fremder, immer ein Fremder

Der autobiografische Roman

von Oskar Georg Siebert


Oskar Georg Siebert ist 1942 in Berlin, als ältester Sohn einer tschechischen Filmkomparsin und einem deutschen Film- Aufnahmeleiter geboren. In seinem autobiografischen Roman schildert er nicht nur sein schweres Leben als im Krieg verschlepptes Kind, sondern auch das Leben seiner Mutter Marie, die 1941 ihrem späteren Ehemann Georg Siebert von Prag nach Berlin folgte. Oskar musste sich von Anfang an nicht nur der Diskriminierung und später auch der politischen Verfolgung in der damaligen CSSR beugen, sondern auch nach seiner Rückkehr 1976 nach Deutschland wurde er weiterhin als „Deutscher“ durch die bürokratische Amtswillkür und die Richterentscheidungen sozialpolitisch diskriminiert.

Mit seinem autobiografischen Roman stellt der Verfasser dem Leser eine entscheidende Frage: „Ist es ein Verbrechen ein Deutscher zu sein?“


EXPOSE

Prag 1940: Bei den Dreharbeiten zum Film Rosen in Tirol lernt der Aufnahmeassistent Georg Siebert aus Berlin die hübsche junge tschechische Statistin Marie Bartošová kennen. Trotz erheblicher Widerstände durch Maries Familie beginnen die beiden eine Beziehung und Anfang Dezember 1941 erfährt Marie, dass sie schwanger ist – mit dem späteren Verfasser dieses autobiografischen Romans. „Als sie ihrer Mutter schließlich von ihrer Schwangerschaft erzählte, war der Familienstreit vorprogrammiert. Ihre Mutter fing an Marie anzuschreien und sie schlug ihr mit den Fäusten auf den Bauch. Marie sei eine Schande für die ganze Familie und solle sofort abtreiben, statt „den Deutschen“ zu heiraten.

Es ist Krieg und trotz großer Hindernisse holt Georg seine Marie in die Berliner Wohnung, die er gemeinsam mit seiner krebskranken Mutter bewohnt. In der Fremde, im Feindesland, bringt Marie ihren Sohn Oskar zur Welt und muss sehr unter der eifersüchtigen und missgünstigen Schwiegermutter leiden. In den Wirren der Endphase des II. Weltkriegs wird der kleine Oskar mit seiner Schwester in die ČSSR verschleppt, wo er zusammen mit seiner Schwester und der nachgefolgten Mutter als Deutscher in Böhmen aufwächst, während sein Vater im Krieg als verschollen gilt. Kindheit und Jugend Oskars sind bestimmt durch Ausgrenzung und Diskriminierung wegen seiner deutschen Herkunft; seine Mutter wird als „Kollaborateurin“ verhaftet, beschimpft, aus Prag vertrieben und mit Steinen beworfen.

Als junger Mann engagiert sich Oskar im „Prager Frühling“ – u. a. gemeinsam mit Vaclav Havel – und wird nach dem Einmarsch der Russen als mutmaßlicher Staatsfeind verhaftet, verhört, geschlagen und psychisch gefoltert.

1976 gelingt Oskar Georg Siebert mit 34 Jahren die ersehnte Ausreise in seine Heimat Deutschland, aus der er als Zweijähriger verschleppt worden war und die er seither nicht mehr gesehen hatte.

In Regensburg findet er schließlich ein neues Zuhause, einen neuen Beruf als Masseur und Sportphysiotherapeut mit der Produktion von international hochdekorierten Kurzfilmen ein wunderbares Hobby, welches an die berufliche Tätigkeit des Vaters anknüpft. Er gründet eine neue Familie, die ihm Kraft gibt – muss aber erneut immer wieder vor zahlreichen Gerichten gegen Intrigen, Willkür von Ämtern und Behörden und um seine Rechte als Deutscher und gegen Diskriminierung kämpfen.


Jetzt, mit 73 Jahren, hat Oskar seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und entstanden ist ein bewegendes Zeugnis der Zeitgeschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit in Tschechien und Deutschland. Hier wird exemplarisch und detailgenau geschildert, wie ein Mann – obwohl immer wieder Opfer der politischen Verhältnisse und der Sozialgesetzgebung – seine Zuversicht behält und sich standhaft gegen die Obrigkeiten unterschiedlichster Art wehrt.


Sehr interessant und gleichzeitig berührend geschriebenes Buch. Ein Zeitzeuge gegen das Vergessen. Lüneburger Lektorat – Klaus Schröder